Am 26. Dezember 1914
Mein lieber Herr Thom,
Weihnacht im Schützengraben, weiße
Nächte und die Büchse im Arm, und am
Heiligenabend der Gesang >Friede auf
Erden<, während ich mit einer Handgra-
nate bereitstehe, weil grad die Russen einen
Angriff auf uns machen! Und die Töne,
die aus den mit Zeltplanen verdeckten
Unterständen weich und wie aus Fernen
vorsickerten, brechen jäh ab; ein Ehren-
salut für den Herrn und Künder des Frie-
dens dröhnt aus unsern Gewehren statt
des Gesangs, meine Handgranaten schen-
ken donnernd den ewigen Frieden den
heranstürmenden Russen, und über uns
weg sausen zischend Granaten, die wir
mit ehrfurchtsvoller Verbeugung begrü-
ßen. Und was schreibe ich Ihnen!! Schreibt
Ihnen ein vor Monaten zum Abenteurer
Gewordner, der die Gefahr liebt und das
Wagnis und Alles, wofür man das
Leben einsetzen muß. Ich verkomme
äußerlich im ewigen Dreck und nassen