Berg, Alban: Brief an Erich Kleiber. Wien, 7.3.1928
Alban Berg, Wien, XIII.
Trauttmansdorffgasse 27 7.3.28
Mein lieber Freund, wir, meine Frau und ich
bilden uns ein, daß wir längst schon eine
Nachricht von Dir über ein freudiges Ereig-
nis hätten erhalten können. Stimmt das, oder
irren wir ?
Uns gehts ganz gut, auch künstlerisch bin
ich zufrieden: ich habe viele Aufführungen
und hoffe auf weitere. Mit Gerhard Hauptmann
bin ich wegen der Pippa einig geworden ( ich
war ja bei Alma Mahler in Rapallo, wo ich mit Gerhard
Hauptmann zusammen kam) und hoffe im Frühsom-
mer an die Komposition gehen zu können.
Was ist mit dem Wozzeck in Berlin ( in Lenin-
grad geht er ganz gut ) ? Kommt er im neuen
Haus heraus ? Wird die Kemp singen ? Hat sie
überhaupt zu studieren begonnen ? Darüber
mußt Du mir, lieber Freund, klaren Wein ein-
schenken. Wenn sie nämlich nicht studiert,
hieße das so viel wie, daß der Wozzeck heuer
nicht mehr dran käme, was ich natürlich über
alle Maßen bedauerte. Denn eine Wiederaufnah-