Berg, Alban: Brief an Erich Kleiber. Wien, 7.3.1928
me mit der Johannsen würde dieser Wiederauf-
nahme, und damit dem Werk und mir, nicht viel
helfen. Da hätte ich schon eine andere Idee:
Die seinerzeit Prager „Marie” war ganz vor-
züglich. Ihrethalben allein schon war es schad,
daß diese Aufführung in Prag unterbunden wurde. Sie
ist eigentlich Wienerin und ist, wie ich auf
einer ganz unverbindlichen Anfrage hin erfah-
ren habe, jederzeit bereit, binnen acht Ta-
gen die Partie ins Deutsche umzulernen. Sie
kann auch jederzeit von Prag als Gast zum
Zweck ihres Auftretens bei Dir abkommen.
Ostrčil erlaubt ihr das ganz bestimmt. Eine
Verständigung mit Dir am Klavier und eine
Bühnenprobe wird bei ihrem eminenten Talent
und der tadellosen Beherrschung der Partie
sicherlich genügen,um sie Deinem Ensemble
gleichwertig anzupassen und ich möchte schwö-
ren, daß nicht nur Du an dieser echten Künstlerin sondern auch Schützendorf
eine große Freude an seiner Partnerin hätte.
Solltest du dann auch noch in der Lage sein,
den Tamburmajor mit einem - - Sänger zu be-
setzen, so wären die Voraussetzungen für eine
[seitlich links:]
Kennst Du den Witz: Der Schalk sitzt im Jahr 1983 nach einer Aufführung in
einem Café bei der Oper, liest eine Zeitung und sagt, davon aufblickend: So,
so - jetzt is der Kleiber auch schon gstorben !