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 der Bibelszene haben mich sehr enttäuscht !
 Kommt noch dazu, daß die „Marie” der Johannsen
 dem Geschmack des Berliner Theaterpublikums
 mehr zuzusagen scheint als die čechische!
 So daß ich meine Stellungnahme zu der Besetzung
 dieser Rolle dahin revidieren mußte, daß es
 - wenn man alle Für und Wider gegeneinander
 abschätzt - gleichgültig ist, welche von bei-
 den es singt. Jede hat ihre Vorzüge, jede ihre
 Nachteile.
 Ich sage Dir das ,lieber Freund, damit Du über
 meine Stellungnahme orientiert bist, wenn Du
 den Wozzeck wieder anzusetzen gedenkst. Es ist
 vielleicht ganz günstig, jetzt wieder einmal
 die beliebte Johannsen singen zu lassen. Ich
 hielte es aber nicht für ungünstig, gelegent-
 lich auch wieder auf die Wessela zurückzugrei-
 fen. All dies natürlich unter der Voraussetzung,
 daß Ihr keine eigene vollwärtige Sängerin da-
 für habt. Prof.Hörth sprach die Absicht aus,
 die Partie von der de-Strozzi studieren zu
 lassen. (Oder war es ein anderer Name?) Jeden-
 falls wäre das sehr zu begrüßen. Aber wie lang
Berg, Alban: Brief an Erich Kleiber. Wien, 9.11.1928