Brass, Hermann: Brief an Heinrich Friedjung. Hohenstadt, 1.12.1916
Von einem Kominique gegen die Erörterungen des wirt-
schaftlichen Zusammenschlusses mit dem deutschen Reiche ist mir nichts
bekannt und ich weiss nicht was Sie meinen .- Ich weiss, dass er da -
rüber mit der Abordnung unter Friedmann seinerzeit nicht sprechen
wollte und zwar aus dem Grunde , da in dieser Frage der Entschluss
des Kaisers noch nicht gefasst war.- Seine
persönliche Ansicht hat er aber ruhig ausgesprochen, als Minister-
präsident musste er sich , insolange die höhere Willensmeinung nicht
bekannt war, mit seiner Ansicht zurückhalten .-
Ich glaube , Sie können ganz ruhig Ihre Ansicht über St.
neuerdings richtigstellen und Sie können zu der guten Meinung , die
Sie früher von ihm hatten ,voll und ganz zurückkehren und Sie werden
damit meiner Uiberzeugung nach , das Richtige treffen .-
Es würde auch mich freuen , wenn wir wieder Gelegenheit hät-
ten die verschiedenen Fragen im engen Kreise mit einander zu besprechen
und werde ich Sie , wenn ich wieder nach Wien fahren werde , von meinem
Dortsein verständigen.- Vorläufig ist das Abkommen schwer,da ich jetzt
ganz allein im Geschäft bin und gar keine Hilfe habe .Alles um mich herum
ist eingerückt.-
Die Deutschböhmische Korrespondenz ist,soviel ich weiss,
nichts anderes als ein reinpersönliches Unternehmen des Herrn Benesch.
Derselbe war früher Angestellter der deutscheböhmischen Vereinigung und
gibt jetzt die Korrespondenz selbst heraus,um sich etwas zu verdienen.-
Mit treudeutschem Gruss, zeichnet
hochachtungsvoll Ergebener
Hermann Braß