Blittersdorff, Philipp: Brief an Gustav Gugitz. o.O., 16.10.1917
Feldpost 411, Qu. Abt. 16.
16. X. 1917. -
Sehr verehrter Herr Gugitz !
Ihr Stillschweigen hat hoffentlich keine schlechte
Bedeutung, nämlich hinsichtlich Ihrer Gesundheit und Laune.
Ich habe hier mehr Ursache, misslaunisch und schlapp zu wer-
den, denn dieses ewige Einerlei des Dienstes, diese so ganz
reizlose Gegend und der rumänische Schmutz machen stumpf.
Dazu fehlt mir jede geistige Anregung. Man kann ja nicht mit
seiner Bibliothek ins Feld gehen und selbst zur Lösung der
einfachsten allg. Bildungsfragen fehlen mir hier alle Be-
helfe. So z. B., um nur eins zu nennen, besitzen wir keinen
Atlas, sondern nur die rumän. Karten. Wenn also irgendwo
in der Welt etwas vorgeht und man sich die Situation gerne
ansehen möchte, ist man hilflos. Vielleicht gelingt es Ih-
nen in Wien einen sogen. Kriegsatlas aufzutreiben und ihn
mir, wenn nicht zu teuer, zu senden. Feldp. Sendungen an
unsere No. 411 sind bis 5 Kilo gestattet. Gleichzeitig
würde ich bitten, mir durch eine ( vielleicht Antiquariats- )
Buchhandlung den freiherrl. Gothaer von 1917, erschienen 1916,
worin aber der Artikel " Schwiter " sein müsste, senden zu
lassen. Ich hoffe, Ihre kostbare Zeit nicht allzusehr in
Anspruch zu nehmen. Die betr. Auslagen bitte mir zu schrei-
ben.
Müller- München hüllt sich in Stillschweigen, wenn
er nur nach dem Kriege mit der Abrechnung ausrückt ? ! Ich
hätte nach seinem Renomée in dem Büchlein, Kritiken seiner
Schriftsteller' eigentlich nichts anderes erwarten sollen.
Arbeiten Sie jetzt etwas und haben Sie vielleicht
etwas mich Interessierendes gefunden? Unser alter römischer
Fürst, Name mir momentan entfallen, der die bewussten Memoi-
ren der Gfin Rzewuska hatte, ist whrd. des Krieges gestorben