Burghauser, Wolfgang: Brief an Dagny Servaes. Cilli, 24.10.1916
An Dagny
Liebwertes Fräulein!
Dieser Brief gilt eigentlich nicht Ihnen,sondern
Ihrem Herrn Vater.Wie ich zu Ihnen kome? Ich sah
neulich ein Bild von Ihnen ,ich glaube in der
eleganten Welt.Und da trat mir die kleine Dagny,
sieben oder acht Jahre alt,im Heime meines lieben
Freundes in Hütteldorf vor die Augen,wie sie mir
im ersten Augenblicke unserer Bekanntschaft mit=
teilte,ihr Vater habe in Berlin bei der Lutherkir=
che einem Menschen das Leben gerettet.Alos: wir sind
alte Bekannte,wenn Sie sich vielleicht auch nicht
meiner erinnern werden.Nun aber zu dem Zwecke meines
Schreibens.Ich kam vor neun Jahren von Wien fort und
konnte dienstlicher Verhinderung halber lange nicht
nach Wien zurück.Der Krieg gab mir Gelegenheit,Wien
nach acht Jahren Abwesenheit wieder aufzusuchen.
Es war eine fast fremde Stadt für mich,die ich antraf.
Teils mag wohl die fortschreitende Zeit,teils auch
der Keieg daran schuld gewesen sein: ich fand keinen