Burghauser, Wolfgang: Brief an Dagny Servaes. Cilli, 24.10.1916
erwachsene Künstlerin,die sicherlich auch ein nicht
geri gen Teil der väterlichen Schönheitssehnsucht in
sich trägt und die mir nun als willkommene Vermittle=
rin dienen soll.Deshalb ist dieser Brief eigentlich
nicht an Sie,liebes Fräulein,sondern an meinen lieben
alten Freund gerichtet,Ihren Vater.Dass er noch freu=
dig an der Arbeit ist und immer noch mit dem hellen,
klaren Sinne seines,an ideellen Gütern so reichen
Lebens wirkt,bewiesen mir zwei prächtige Aufsätze in
Westermann und Velhagen.So trug ich lange Verlangen,
ihm zu schreiben ,in mir,ohne sie erfüllen zu können.
Haben Sie sich je gedacht,dass Sie gewissermassen
Briefträgerin werden würden? Sicherlich nicht. Und
so wird Ihnen dieses Amt gewiss ausnahmsweise Ver=
gnügen machen.Ich hoffe es wenogstens.Sagen Sie
Ihrem Herrn Vater,dass ich ihn herzlich grüssen las=
se und dass ich einen Weg zu ihm gefunden habe,mich
freue.Wenn er sich meiner gern erinnert,wird mich
sein Schreiben sehr freuen und erreichen.Von mir
selber können Sie ihm sagen,dass mir heisse Arbeit
in den langen Kriegsjahren die Feder aus der Hand