Colerus, Egmont: Brief an Max von Millenkovich. Wien, 1917
Ich stecke schon wieder stark in meinem
neuen Roman "Sodoma". Einem lange
gehegten Plane entsprechend, möchte ich
dieses, mein jüngstes Werk der Patenschaft
des Hr. Hofrates versichern. Deshalb bitte ich
schon heute, ob Herr Hofrat seinerzeit
gütigst eine Widmung entgegenzunehmen
gewillt sind.
Wenn mir etwas schief geht, denke ich:
"Was tut das, Morold glaubt an mich!" und
das hat mir schon über so viele trübe
Stunden hinweggeholfen, daß ich mit der
armseligen Widmung eines Namenlosen
nur einen kleinen, verschwindenden
Teil des Dankes abtragen kann.
Mit diesen Gefühlen im Herzen arbeite
ich voll Feuer und Fieber und hoffe, daß
es mir vielleicht doch einmal möglich wird,
Herrn Hofrat, den in kommender Woche
fertig werdenden 1. Teil vorzulesen.
Gestern waren es zwei Jahre, seitdem
ich die Ehre habe , Hr. Hofrat zu kennen.
Ich habe den ganzen Tag daran gedacht.
So bleibe ich mit den herzlichsten und
respektvollsten Grüßen
ergebenst
im Geiste stets der Ihre
Colerus