Decsey, Ernst: Brief an Adele Strauß. Graz, 22.6.1920
Frau Gutheil bitte ich unbekannterweise meine Verehr-
ung auszudrücken. Sie hat wirklich den alt gewordnen
dritten Act und damit die ganze Komödie gerettet; nicht
nur durch ihre Beine.
Jch kenne Friedm. leider nicht, wäre aber sehr begierig
seine Renovirungsarbeit am Spitzentuch vor der endgültigen Drucklegung
oder Bühnenversendung, zu lesen : vielleicht ergibt sich
ein oder der andre Vorschlag zum Bessern. Was Methusalem
angeht, so habe ich zunächst nicht an eine Hilfskraft
gedacht,sondern wollte die Sache einmal allein ver-
suchen,zumal da mir Weinb. sagte, am Material dürfe
gar nichts geändert werden ( natürlich : Noten kosten
heute Unerschwingliches ) Es dürfen höchstens Musik -
Nummern umgestellt, und es darf nur die Prosa vom Staub
befreit , und mit modernem Spaass versehen werden. Fühle
ich,dass ichs nicht kann, so kann noch immer F. auf die
Bildfläche treten. Jedenfalls glaub ich an eine Strauss-
Renaissance, sowie die Texte menschlich u. modern ge-
macht werden. Mit dieser Ueberzeugung schliesse ich
heute und sende die herzlichsten Grüsse als
Jhr
ergebener
DE.Decsey
( der höfl. u. dringend um Be-
freiung aus dem Exil bittet )
NB Ein Bruckner geht Jhnen vom Verlag aus zu : an die
Wiener Adresse. Ists so recht ?