Divéky, József: Brief an Arthur Roessler. o.O., 27.2.1915
27/II 1915.
Lieber Freund,
Eigentlich Interessantes Ihnen zu schreiben fällt
mir schwer, da es dessen sehr wenig hier zu erleben
gibt. Daß im Spital, resp. in den Spitälern jeder
dem Andern die dreckigste Situation zu erzählen den
unwiderstehlichen Drang fühlt, ist nicht so sehr merk=
würdig, als wegen der Rarität der bemerkenswerten
Dinge zu erwähnen. Aber daß ich in Miechow im
Feldspital so was wie Fieber verspürte, als der Sanitäts
korporal mir sagte, ich fahre mit dem nächsten Auto
nach Krakau, ist sicher besonders zu erwähnen. Nicht
als ob mir Krakau so sehr sympathisch wäre; aber es
ist österreichischer Boden. Und auf der Fahrt suchte ich
angestrengt nach einem Kennzeichen, wo dieser
denn anfange. Und war sehr enttäuscht es nicht
gemerkt zu haben! (Denn auch in Polen sind alle
Brückengeländer schon schwarz-gelb geworden.) Und
als ich hierher nach Troppau kam, berührte mich der
Anblick des öst. Postkastens, des richtigen, heimatlichen
Postkastens ganz eigentümlich. Ich glaubte mir die
letzten Reste von Sentimentalität draußen abge=
wöhnt zu haben; und doch blieb noch genug übrig
(für den Hausgebrauch.) Aber ich hoffe doch, das "Zuviel"
dieses Artikels sei draußen im russischen Dreck stecken