Divéky, József: Brief an Arthur Roessler. Troppau, 26.2.1915
Troppau, 26/2. 1915.
Lieber Freund !
Sie staunen über "Troppau". Aber es ist so. Ich war
ungeheuer überrascht von dem Besuche meiner Frau
in Krakau und kann nur sagen, daß mich nichts
mehr gefreut hat als der Überfall. Ich weiß, Sie
finden das nicht in Ordnung. (In Parenthese : ich schon)
Trotzdem aber freut's mich unendlich, meine Frau
wiedergesehen zu haben. Mich wundert, daß Sie
gerade nicht verstehen, daß man nach den Drecke -
reien "draußen" ganz besondere Sehnsucht nach
Liebe, nach Lyrik, nach lieben Worten empfin-
det. Niemand findet Tristan lächerlich, obwohl er
auch klüger hätte handeln können. Ich will mich
zwar (trotz meiner diversen "Stückln") nicht mit
ihm vergleichen, aber seine Gefühle empfinde
ich auch aus eigenster Erfahrung. Und wenn
Tristan nicht kann, muß eben Isolde kommen.
Sie werden bemerkt haben, daß ich bis jetzt nichts
Kriegerisches dargestellt habe; aber ich hatte auch
im Felde oft damische Lust, lyrische Landschaften,
friedliche Genreszenen zu zeichnen! Und hier erst,
eine österreichische Kleinstadt, mit Winkeln und
stillen Gäßchen! Ich möchte mich am Liebsten