Divéky, József: Brief an Arthur Roessler. Troppau, 26.2.1915
hinsetzen und das Alles zeichnen. Ich habe den
Krieg, seine Scheußlichkeiten nur als wüsten
Traum im Gedächtnis. Und wenn ich zurück-
denke, verscheuche ich den Gedanken gewaltsam.
Es ist dasselbe wie die Sehnsucht, der Heißhunger
des Frontsoldaten nach Süßem, nach Zuckerwerk,
nach Näschereien; nach Genüssen die ihm ganz
versagt sind. Es ist höchst sonderbar; aber ich
meine der Grund liegt darin, daß wir noch
keine Distanz zu unseren Erlebnissen ge-
winnen konnten. Die Künstler, die wirkliche
(nämlich gute) Kriegsbilder machten, sitzen
zuhause! Und wir, die wir die lebendige An-
schauung haben, bringen´s nicht fertig. ~
Meine Erkrankung besteht in einer Verletzung
des rechten Auges: "auf einer Stelle v. 5 mm
Durchmesser ist das Epithel weg, und Fremdkörper
sind eingelagert, die Lider stark geschwollen,
Bindehaut u. Hornhautentzündung, Iris verfärbt und
die Pupille schwer beweglich." Wir sind hier in
Behandlung eines aus gezeichneten Spezialarztes
was mir die Hoffnung gibt, das Auge werde wie-
der tadellos repariert werden. Da sieht man
eigentlich, was das unvorsichtige Hin- und Her-
schießen oft für Unheil anrichten kann!