Divéky, József: Brief an Arthur Roessler. Troppau, 26.2.1915
Für Ihren durch meine Frau übermittelten Brief
und Karte nochmals vielen Dank. Sie sprechen
von dekorativen Wirkungen Ihrer Ratschläge,
von Mangel an organischer Notwendigkeit etz.
Ganz so ist die Sache ja nicht; bloß das Eine
gebe ich zu, daß nicht Alles was dem Einen
gut ist, auch dem Anderen frommen müsse. Es
ist, glaube ich, im Leben genau wie in der
Kunst. Nicht Alle finden in demselben Dinge
ihre höchste Seligkeit. ~ Sie dürfen natürlich
meine Auslassungen nicht anders auffassen
als für den Ausfluß des Bedürfnisses, gerade mit
Ihnen ganz ehrlich und offen reden zu
wollen. Und ich tue es, weil ich überzeugt
bin, daß Sie viel zu frei denken, als daß Sie
jemals Offenheit (selbst wenn sie das Gegen-
teil Ihrer Überzeugungen ausdrücken würde)
krumm nehmen können. Sie kennen uns
beide gut genug, um nicht anzunehmen, daß
bei uns das rein Gefühsmäßige eine größere
Rolle spielt als die nüchterne Vernunft. Ein Bild
kann herrlich komponiert sein und ein schlecht
komponiertes ist ihm oft weit über, weil einen
vielleicht die kühle Überlegung des Ersteren kalt
läßt, letzteres nur nach dem Gefühl gerecht ist.
Eventuell wird man sich bei dem Zweiten ärgern