Divéky, József: Brief an Arthur Roessler. o.O., 7.12.1914
Lieber Freund! 7/XII. 14.
Mit wütendem Bellen brüllen die Geschütze in
der finsteren Winternacht. Am Horizont blitzt es
wie von fernen Gewittern und man sieht
ab und zu eine Leuchtkugel langsam über
den Horizont kriechen und tückisch den Berg-
rücken beleuchten. Dann wieder der heise-
re dreifache Ton der Batterien, der klingt wie
das Murren eines tobenden Titanen. Weit,
weit tönts her, und doch zittern die Scheiben
des Hauses. Ein leiser Schauder streicht über mei-
nen Leib bei dem Gedanken, mit welcher
gigantischen Erbarmungslosigkeit und welch
satanischen Mitteln Mensch gegen Mensch
wütet. Aus dem bloßen Ton, dem harten
Donnern hört man die Erbarmungslosigkeit
die Wildheit heraus.
Fast unmöglich ist es , das Grauen zu schildern,
das den fühlenden Menschen bei dem Gedanken
packen muß, daß vielleicht bei jedem Grollen
des fernen Donners Menschenleben vernich-
tet werden, die doch so unendlichen Wert be-
sitzen! Und doch ist wieder der Reiz des fernen
Kampfes, dem ich untätig zusehe, schwer zu
schildern. Man möchte teilnehmen, und doch