München, den 8. Januar 1929.
Hochgeehrter Herr !
Nehmen Sie meinen aufrichtigen Dank für Ihre freundlichen Zeilen,
welche mir kundtun, dass Sie in unserer hiesigen Brucknergemeinde
sprechen. Da ich Ehrenmitglied derselben bin, so würde ich selbst-
verständlich an und für sich anwesend sein, wenn es mir einigermassen
möglich ist. Aber nach den drohenden Dispositionen werde ich Frei-
tag abend unmittelbar nach meinem Kolleg abreisen müssen bis Montag
früh und auch am Sonntag den 20. bin ich in ähnlicher Weise abwesend,
um dann in der nächsten Woche für mehrere Tage nach Berlin zu ver-
schwinden. Wenn es mir möglich ist, am nächsten Freitag zu Ihrem Vor-
trag zu kommen, dann können wir uns ja sehen und sprechen, was auch
ich gerne tue. Aber am 20. bin ich leider sicher abwesend .
Aus dem Bayreuther Tagblatt ersehe ich, dass Sie auch dort einen
Vortrag halten werden. Sie sind also auf einer grossen Vortragsrei-
se, zu der ich Ihnen den allerbesten Erfolg wünsche.
Wenn ich eine Statue der Vindobona hätte, so würde ich ihr zur
Zeit einen Flor umhängen, der nur ihre kleinen, in Tanzschuhe ge-
steckten Füsse zeigen würde. Ich sehe den Stefansturm nur mit einem
ganz ungeheuren Trauerflor der oben am Kreuz befestigt ist und nun
gewissermassen als Windfahne dem Drehen der Kaffemühle des Unheils
folgt, deren Rasseln ich täglich vernehme. Und dennoch bin ich
des Optimismus voll und hoffe, dass dieses Oetsrreich, wenn auch
nicht auf einmal, so doch in seine einzelnen natürlichen Teile zer-
schlagen, Stück für Stück in unsere deutschen Hände gelangt. Wien
wird freilich dabei flöten gehen, aber ich hoffe, dass man es, da
ja Pressburg nicht sehr weit und bei Pressburg schon die Pussta
Hochgeehrter Herr !
Nehmen Sie meinen aufrichtigen Dank für Ihre freundlichen Zeilen,
welche mir kundtun, dass Sie in unserer hiesigen Brucknergemeinde
sprechen. Da ich Ehrenmitglied derselben bin, so würde ich selbst-
verständlich an und für sich anwesend sein, wenn es mir einigermassen
möglich ist. Aber nach den drohenden Dispositionen werde ich Frei-
tag abend unmittelbar nach meinem Kolleg abreisen müssen bis Montag
früh und auch am Sonntag den 20. bin ich in ähnlicher Weise abwesend,
um dann in der nächsten Woche für mehrere Tage nach Berlin zu ver-
schwinden. Wenn es mir möglich ist, am nächsten Freitag zu Ihrem Vor-
trag zu kommen, dann können wir uns ja sehen und sprechen, was auch
ich gerne tue. Aber am 20. bin ich leider sicher abwesend .
Aus dem Bayreuther Tagblatt ersehe ich, dass Sie auch dort einen
Vortrag halten werden. Sie sind also auf einer grossen Vortragsrei-
se, zu der ich Ihnen den allerbesten Erfolg wünsche.
Wenn ich eine Statue der Vindobona hätte, so würde ich ihr zur
Zeit einen Flor umhängen, der nur ihre kleinen, in Tanzschuhe ge-
steckten Füsse zeigen würde. Ich sehe den Stefansturm nur mit einem
ganz ungeheuren Trauerflor der oben am Kreuz befestigt ist und nun
gewissermassen als Windfahne dem Drehen der Kaffemühle des Unheils
folgt, deren Rasseln ich täglich vernehme. Und dennoch bin ich
des Optimismus voll und hoffe, dass dieses Oetsrreich, wenn auch
nicht auf einmal, so doch in seine einzelnen natürlichen Teile zer-
schlagen, Stück für Stück in unsere deutschen Hände gelangt. Wien
wird freilich dabei flöten gehen, aber ich hoffe, dass man es, da
ja Pressburg nicht sehr weit und bei Pressburg schon die Pussta