Du Moulin Eckart, Richard: Brief an Max von Millenkovich-Morold. München, 8.1.1929
beginnt, zu dem schönen, starken und würdigen Ungarn schlagen wird.
Dann hat Ungarn Siebenbürgen, den Banat und Wien, das freilich
lange schon nicht mehr so gut deutsch ist, wie diese beiden anderen
Teile Ungarns. Aber das Schicksal will seinen Willen haben und es
ist immerhin eine schöne und grosse Hoffnung, das Land Oesterreich
ohne Wien dem deutschen Reiche zuzuschlagen.Ich halte den Augen-
blick noch nicht für gekommen. Wir müssen erst in eine Periode des
ausgesprochenen Fascismus eintreten, um selbst stark genug zu sein,
diese liebenswürdigen Lande mit uns zu vereinigen. Aber ich hoffe,
dass bereits im nächsten Jahrzehnt die endgültige Vereinigung Tirols
und der Steiermark erfolgt, dann sind wir die Hüter des Brenner
und ich habe es einmal Gabriel d'Annunzio in seiner gestohlenen
Villa gesagt, dass ich Südtirol nur als Faustpfand für Korsika be-
trachte und er hat nach längeren Bedenken mit mir darauf angestos-
sen. Sehen Sie, das sind meine Abschauungen ! Oesterreich hat für
mich aufgehört zu sein, ich kenne nur die Deutschen Oesterreichs
und die müssen völlig eingedeutscht werden. Sonst stehen mir als
Staat die Ungarn viel näher, weil sie viel mehr Kraft und Ehrgefühl
haben als alle Staaten, die aus der alten K.K. Monarchie hervorge-
gangen sind.
Ich fürchte, dass dieses politische Glaubensbekenntnis, das
ich Ihnen wie allen Oesterreichern, mit denen ich zusammenkomme, ab-
lege, Ihnen den Ausfall unserer, mir sonst so sehr erwünschten Be-
gegnung weniger schmerzlich empfinden lassen wird.
Mit herzlichem treudeutschen und nicht minder herzlichem
Bayreuther Gruss
Ihr ergebenster
Richard du Moulin Eckart.