Endl, Friedrich: Brief an Marie Eugenie delle Grazie. Altenburg, 23.2.1930
Stift Altenburg
b. Horn 23. Feb. 930
Sehr verehrte Frau Baronin.
freudig überrascht durch das wundersame feuilleton
im Grazer-Volksblatt, beeile ich mich, Ihnen, sehr
verehrte Baronin meinen herzlichen Dank dafür
auszusprechen.
Und so ist es gekommen, dass das Waldmeisterlein,
welches sich bisher im Schatten der Tannen, Fichten und
Lärchen zwischen Farnen, Cyklamen u. Kreuzkraut
herumtrieb, auf einmal von Künstlerhand in die
leuchtende große Welt eingeführt wurde.
Aber bitte! verehrte Frau Baronin, Sie haben mich etwas
zu romantisch) dargestellt; mein Milieu ist aber
ein ziemlich dürftiges, alltägliches. Doch! Ich glaube,
daß der St. Pöltner-Presseverein sich jetzt herbei-
läßt, nicht nur eine 2te verbesserte, u. vermehrte
Auflage der Reimchronik sondern auch eine
1. Auflage meines zweiten Epos "Aus dem schönen
Land des blauen Nibelungenstromes" heraus zugeben,
sich bemühen wird. Auf das zweite Epos freue
ich mich sehr und wenn es erschienen sein wird, so Gott will,
dann werde ich mir sofort erlauben, Ihnen verehrte

) Ich möchte mich verbessern und sagen: zu "Ideal", vielleicht
von und mit dem Nymbus des Ordenslebens umgeben, aber dann doch, wieder,
genau besehen - alltäglich -