Endl, Friedrich: Brief an Marie Eugenie delle Grazie. Altenburg, 23.2.1930
Gönnerin und Beschützerin meiner Muse ein
Exemplar zu übersenden.
Inzwischen werde ich mich, soweit es mein Augenlicht erlaubt,
mit Ihrem großartigen seelisch durchhauchten Lebens-
roman im Gral unterhalten, welcher die Probleme
des Lebens, die wir bei unseren leider nur
kurz gemessenen Zusammenkünften auch nur berühren konnten, in fein ziselierten Bildern
vorführt und mit Menschenkenntnis durchleuchtet.
Es hat mich sehr angenehm berührt, daß Frau
Baronin nur mein Gedicht über den Sommer
gebracht haben - der Frühling würde den alten
Malermeister als zu sentimental erscheinen lassen.
Bei mir liegt Alles im Schnee. Wald und Flur hatte
sich jetzt mit [Düsternsang] u. Rauhreif bekleidet,
und sah so aus wie etwa um Weihnachten.
In den Wald ging nur eine schmale Spur, die
von den Holzhauern nach allen Richtungen ab-
gezweigt wurde.
Die Hasen kommen jetzt in der Nacht bis in den
großen Johanneshof herein u. lassen zum Beweis,
daß sie nach Äsung suchen, ihre Fährten