Engensteiner, Johann: Brief an Sophie Lotheissen. Innsbruck, 2.5.1915
Dramen Greifs finden sich nicht mehr vor, da ich sie dem
Dichter schon in den achtziger Jahren auf seine Bitte überlassen
hatte. Trotz dieser und einigen anderen Lücken gibt meine
Sammlung doch ein ergreifendes Bild der unermüdlichen
Wirksamkeit meines Freundes, Ihres Mannes, dem
der ihm gebührende Lohn – der äußere Lohn – nicht zuteil
geworden ist, der aber ein innerlich reiches Leben männlich
und tapfer geführt hat. Ich weiß wohl, daß er oft von
schwermütigen Stimmungen heimgesucht wurde,
aber er bezwang die finsteren Dämonen immer wieder
durch Arbeit und treue Pflichterfüllung, u. so hat die Erinnerung
an ihn etwas Erhebendes.
Ich las in Ihrem Briefe mit Freude, daß es Ihrem
Sohn gut geht.
Mit den besten Wünschen u. mit der Bitte, Ihre
Töchter herzlich von mir zu grüßen
Ihr herzlich ergebener
J. Engensteiner