Berg, Alban: Brief an Anton von Webern. Wien, 13.6.1915
Schonberg schrieb darüber an Stein einen sehr erbitterten
Brief. Wo er uns (Stein u. mich) der ungeheuerlichsten
Dinge beschuldigt: "wir kümmerten uns nicht um
seine Existenz, er zweifle an unserer Anhänglichkeit.
Was wir für ihn täten, geschehe nur "um auf die Nachwelt
zu kommen." U.s.fort.
Wir haben versucht Schönberg über die Tatsachen
aufzuklären u. so frei aller Schuld zu er=
scheinen. Mich von den andern moralischen Beschuldig.
rein zu waschen, vermag ich natürlich nicht. Ich kann
ihm nicht sagen, daß ich mich seit Kriegsbeginn
direkt verzehre bei dem Gedanken an seine
Zukunft - ja daß mir meine ganze Militär=
angelegenheit Wurscht ist im Vergleich zu den
Sorgen um seine Existenz. Daß ein vor einem
Monat auf eigene Faust unternommener Versuch, den
Fond einen größern Betrag zu sichern, voll-
ständig fehlschlug. - Weiß ich doch, daß alles
was ich im Interesse Schönbergs unternehme,
fehlschlagen muß, oder so in Erfüllung gehn
muß, daß Schönberg in Zorn über mich geraten
muß. Weil es mein Verhängnis ist! Ich ahnte