Bernatzik, Edmund: Brief an Heinrich Friedjung. Wien, 18.9.1915
EDMUND BERNATZIK
XIX., SPRINGSIEDELGASSE 28
Sehr geehrter Herr Doktor!
Nehmen Sie meinen besten Dank für die freundliche
Übersendung der Denkschrift entgegen, welche ich
mit großem Interesse gelesen habe. In vielen
Dingen habe ich mich gefreut, auf gleiche Ansichten zu
stoßen. Die besten Partien sind die militärischen
und wirtschaftlichen. Daß hinsichtlich des künftigen
Staatsrechtes nicht alles klappt, werden Sie wol selbst
bemerkt haben. Wie soll man sich beispielsweise
die Eingliederung eines künftigen Königreichs
Polen mit dem Fortbestand des Dualismus ver=
einbar denken? Glauben Sie wirklich, daß die
Polen sich eine Stellung, wie die heutige Kroatiens
bieten laßen würden? Bei diesem Punkte ist in
der Denkschrift überdies unbeachtet geblieben,