Bettelheim, Anton: Brief an Marie Pölzl. Wien, 9.11.1917
PROFESSOR
Dr. ANTON BETTELHEIM
WIEN, 9. XI. 1917.
XIX./1., Karl Ludwigstrasse 57
(VILLA GABILLON)
Sehr verehrte Frau Gräfin!
Uns Beiden hat Ihr - so sagt just meine
Frau - "entzückender" Brief reinste Freude
gemacht. Sie wissen (und ich weiß aus den Ur=
theilen der "liebsten Tante", wie sehr beglückt auch
sie war, zu wissen) was, wie das römische Recht
von der richtigen Ehe verlangt, "consortium
totius vitae", die volle Lebens=Gemeinschaft zweier
mit einander innerlich zusammen gehöriger Naturen bedeu=
tete! Uns hat 1903 der Verlust des jüngsten
Sohnes getroffen, ein Schlag, der nie ganz verwunden
werden konnte, so daß ein Schatten nicht fehlt in
unserer Ehe. Sonst wären wir aber undankbar,