Bindtner, Josef: Brief an Gustav Gugitz. Wien, 1.8.1916
der Bognergasse; Josef ist noch im Geschäft
fieberhaft beflißen seinen zahlreichen Kunden,
die um die "Gefühlskälte des Weibes" oder
um die neuesten Kriegsbroschüren Umfrage
halten, gerecht zu werden. Er will uns seinen
Laden überlassen u. ich denke, wir machen
das Geschäft, das uns endlich zu dem uns
immer unentbehrlicher werdenden Reichtum
verhelfen soll. "Tschock" hat mich am
Freitag schmählich im Stich gelassen, er dürfte
dieser Tage nach Hacking übersiedeln - u.
dann sind alle guten Geister von mir
gewichen, seitdem mich auch der kriegs-
tümmelnde Dr. Bl. nicht mehr aufsucht,
da er ja nicht so schnell die militärische Leiter
erklimmen kann um jeden Sonntag mit
neuen Sternen aufzuwarten.
Sie sind hinausgeflüchtet u. haben
ebensowenig die Ruhe gefunden, nach der wir alle
ringen; ja es scheint, daß sich draußen die Gegen-
sätze nur noch schneidender entwickeln. Denn
ich höre doch nicht das Gejohle besoffener Lands-
knechte u. kann meine Hoffnungen auf