Brecher, Gustav: Brief an Ernst Krenek. Leipzig, 2.11.1929
Städtische Theater in Leipzig
Der Operndirektor
Fernruf 720 41
Leipzig, am 2. Nov. 1929.
Herrn
Ernst Krenek,
Wien XIII.

Eitelbergergasse 13.
Sehr verehrter, lieber Herr Krenek,
es ist zu schade, daß unser Zusammenkommen, welches
schon so nahegerückt schien, sich nunmehr doch wieder auf fast
4 Wochen hinausschiebt. Falls es für SIe von Wert sein sollte,
so könnte aber Brügmann in der Zwischenzeit zu einer Bespre-
chung mit Ihnen und Herrn Professor Strnad auf ein, zwei Tage
nach Wien kommen. Die Orchesterproben, die ich bisher abge-
halten habe, waren lediglich Separatproben von je Streichern
und Bläsern zum Zweck der Notenkorrektur, sodaß ich einen
zusammenhängenden und fortlaufenden klanglichen Eindruck noch
nicht gewinnen konnte, umsoweniger, als das Gewandhauspodium,
wo ich wegen unseren Ihnen bekannten Raummangels die Korrektur-
proben abhalten mußte, in solchen Fällen akustisch noch ganz
besonders stumpf ist. Ich bin mit den Korrekturproben beinahe
ganz durch und brauche das Orchester erst wieder für die Sitz-
proben zusammenzurufen, da der Instumentalpart technisch ja