20. XII. 31.
OETZSCH, 2 PARKSTRASSE
Sehr verehrter lieber Herr Krenek:
Im monotonen Perpetuum mobile zweckloser
Geschäftigkeit, dem unsereins nun hilflos ver-
fallen ist, passierte mir neulich die Dummheit,
daß ich mit meiner Antwort auf Ihren lieben
Brief etwas zu lang gewartet habe, und als ich
Ihnen schreiben wollte und Sie bitten, uns doch
in Verbindung mit der Mannheimer Première
zu besuchen, musste ich feststellen, daß diese
überhaupt schon gewesen war, schon 10 Tage früher.
Nun will ich wenigstens nicht den Weihnacht=
Neujahr - Termin versäumen, sondern Ihnen
und Ihrer Gattin unser freundschaftlichstes
Gedenken bekunden, unsere wärmsten herzli-
chen Wünsche sagen, wie problematisch auch die
Hoffnung auf angenehme erfreuliche Erlebnisse
und einen mehr als stundenweise heiteren Existenz-
Himmel geworden ist. Aber Ihnen bleibt neben
guter Gesundheit zu der man ja auch selbst
beitragen kann, die Kraft eigenen Schaffens; - wenn
Umwelt und Geschehnisse da nicht gar zu
hemmend wirken, so ist das ja ein Besitz der
mehr wert ist als Gott weiß welche denkbaren
Glücksgüter und Förderungen von außen her.
Wenn ich Ihnen also möglichst geringe, mög-
lichst wenige tiefergehende Störungen durch den
OETZSCH, 2 PARKSTRASSE
Sehr verehrter lieber Herr Krenek:
Im monotonen Perpetuum mobile zweckloser
Geschäftigkeit, dem unsereins nun hilflos ver-
fallen ist, passierte mir neulich die Dummheit,
daß ich mit meiner Antwort auf Ihren lieben
Brief etwas zu lang gewartet habe, und als ich
Ihnen schreiben wollte und Sie bitten, uns doch
in Verbindung mit der Mannheimer Première
zu besuchen, musste ich feststellen, daß diese
überhaupt schon gewesen war, schon 10 Tage früher.
Nun will ich wenigstens nicht den Weihnacht=
Neujahr - Termin versäumen, sondern Ihnen
und Ihrer Gattin unser freundschaftlichstes
Gedenken bekunden, unsere wärmsten herzli-
chen Wünsche sagen, wie problematisch auch die
Hoffnung auf angenehme erfreuliche Erlebnisse
und einen mehr als stundenweise heiteren Existenz-
Himmel geworden ist. Aber Ihnen bleibt neben
guter Gesundheit zu der man ja auch selbst
beitragen kann, die Kraft eigenen Schaffens; - wenn
Umwelt und Geschehnisse da nicht gar zu
hemmend wirken, so ist das ja ein Besitz der
mehr wert ist als Gott weiß welche denkbaren
Glücksgüter und Förderungen von außen her.
Wenn ich Ihnen also möglichst geringe, mög-
lichst wenige tiefergehende Störungen durch den