Dr.Max Fleischer,Wien,XIX.
Gymnasiumstrasse,62.
Wien,30.November,1926
Verehrter Freund Ginzkey !
Was ich Ihnen bei unserem heutigen Zusam-
mentreffen in der Freude, einem lieben alten Freunde
gegenüberzustehen, erzählte, ist ärger und drückt
mich mehr als ich Ihnen sagen konnte und als jemand
sich vorstellen könnte, der nicht weiss wie theuer
uns die Gabe des Genius ist, denn es ist ein Elend,
das unser bestes Gut zerstört. Nun robotte ich über
20 Jahre, davon 17 in der Bank und oft ist mir zumu-
te als hätte ich das beste Teil des Lebens versäumt
und vergeudet. Ich müsste in Trübsinn verfallen,wären
nicht in den Laden meines Schreibtisches Manuscripte,
die sich mir in Stunden, da ich ganz mir gehö-
ren konnte, anhäuften; und finde ich hie und da ein-
mal Zeit, sie zu ordnen, bin ich meinem Geschick
dankbar, das mich einen Gestalter werden liess, wenn
ich dies auch mit viel Selbstentäusserung während
eines Lebens erkaufen musste.
Gymnasiumstrasse,62.
Wien,30.November,1926
Verehrter Freund Ginzkey !
Was ich Ihnen bei unserem heutigen Zusam-
mentreffen in der Freude, einem lieben alten Freunde
gegenüberzustehen, erzählte, ist ärger und drückt
mich mehr als ich Ihnen sagen konnte und als jemand
sich vorstellen könnte, der nicht weiss wie theuer
uns die Gabe des Genius ist, denn es ist ein Elend,
das unser bestes Gut zerstört. Nun robotte ich über
20 Jahre, davon 17 in der Bank und oft ist mir zumu-
te als hätte ich das beste Teil des Lebens versäumt
und vergeudet. Ich müsste in Trübsinn verfallen,wären
nicht in den Laden meines Schreibtisches Manuscripte,
die sich mir in Stunden, da ich ganz mir gehö-
ren konnte, anhäuften; und finde ich hie und da ein-
mal Zeit, sie zu ordnen, bin ich meinem Geschick
dankbar, das mich einen Gestalter werden liess, wenn
ich dies auch mit viel Selbstentäusserung während
eines Lebens erkaufen musste.