Sächsische Staatstheater
Der Generalmusikdirektor
Dresden-A. 1, am 25. März 1924
Opernhaus · Fernruf 13 644
Lieber Herr Krenek !
Ich danke Ihnen für Ihre letzten Briefe und kann
Ihnen sagen, dass ich vor kurzem Ihre Partitur einge-
hend studierte. Nach dem Eindruck, den ich davon hat-
te, und nach der positiven Einstellung, die ich über-
haupt seit Ihrem Klavierkonzert zu Ihrem Schaffen habe,
bekenne ich gern, dass mich auch Ihr "Orpheus" ungemein
interessiert und in Einzelheiten auch unmittelbar ge-
packt hat. Doch muss ich Ihnen nach ausführlicher
Ueberlegung der Situation, in der wir uns jetzt befin-
den, leider mitteilen, dass ich mich nicht zur Annahme
der Oper für die Uraufführung entschliessen kann. Ich
halte das Werk lediglich vom Standpunkte der Theater-
wirksamkeit, d. h. also auch der Auswirkung eines wohl
zu erwartenden Premierenerfolges für zu problematisch,
als dass es sich bei dem heutigen Publikum über 2 bis
3 Aufführungen hinaus halten könnte. Es fällt mir
schwer, Ihnen das so rund heraus sagen zu müssen; doch
Der Generalmusikdirektor
Dresden-A. 1, am 25. März 1924
Opernhaus · Fernruf 13 644
Lieber Herr Krenek !
Ich danke Ihnen für Ihre letzten Briefe und kann
Ihnen sagen, dass ich vor kurzem Ihre Partitur einge-
hend studierte. Nach dem Eindruck, den ich davon hat-
te, und nach der positiven Einstellung, die ich über-
haupt seit Ihrem Klavierkonzert zu Ihrem Schaffen habe,
bekenne ich gern, dass mich auch Ihr "Orpheus" ungemein
interessiert und in Einzelheiten auch unmittelbar ge-
packt hat. Doch muss ich Ihnen nach ausführlicher
Ueberlegung der Situation, in der wir uns jetzt befin-
den, leider mitteilen, dass ich mich nicht zur Annahme
der Oper für die Uraufführung entschliessen kann. Ich
halte das Werk lediglich vom Standpunkte der Theater-
wirksamkeit, d. h. also auch der Auswirkung eines wohl
zu erwartenden Premierenerfolges für zu problematisch,
als dass es sich bei dem heutigen Publikum über 2 bis
3 Aufführungen hinaus halten könnte. Es fällt mir
schwer, Ihnen das so rund heraus sagen zu müssen; doch