Franzos, Ottilie: Brief an Julius Pée. Wien, 13.9.1927
Neid liegt meiner Natur ganz ferne. Wenn
ich aber beneiden könnte, so wären es
Die, die Arbeit haben und arbeiten kön=
nen! Ich habe keine.
Zu meiner Beschämung sei es ge=
sagt, daß ich zum ersten Mal Balzac lese.
Selbstverständlich erkenne ich den großen
Geist und Schriftsteller an. Die Modernen,
die ich ganz ablehne in ihrem „sogenannten”
Naturalismus, wandeln aber nicht tiefer
im Schmutz als er. Cousine Bette.
Ein kalter, himmlischer Herbsttag!
Ich habe noch von Ihrem Büchergeld
8 S. 83 g. Hier ist ein Franzose, der Bank-
direktor war. Während des Kriegs ver=
dächtigt, aus Frankreich fliehen musste.
Er ist über Sechzig, erhält sich & seine
Frau durch Stunden geben. Aber wie
kümmerlich! Zuweilen erbettle ich mir
was & schicke es ihm anonym. Darf
ich die 8,83 meiner nächsten Sendung
hinzufügen?
[oben:] Seien Sie, lieber Herr Direktor,
und die Ihren vielmals gegrüßt
von Ihrer treu ergebenen OF.