Franzos, Ottilie: Brief an Julius Pée. Wien, 9.12.1921
Wien, 9/12 21
Verehrte Frau Professor! Da Ihr Herr Gemahl
mein Ms. so ganz ohne Schwierigkeit liest, so
erlaube ich mir in meiner gewohnten Schrift
zu schreiben, die mir unendlich viel schneller
läuft, als das nur gelegentlich geübte
Latein.
Bevor ich die beiden letzten Briefe Ihres
Herrn Gemahls, so erschöpfend ich kann, be-
antworte, wende ich mich an Sie. Ich bin
so tief beschämt über Ihre Gabe! Wenn ich
schrieb, ich würde mir erlauben, etwas
von den Sendungen des Herrn Professor
für mich zu behalten, so sollte dies ja
wirklich nur für die neuen Bücher
sein und bescheidener Ersatz für meine
Zeit. Früher hätte ich eine Korrespondenz
wie die nach Meirelbeke nur als Freude
und Stolz angesehen, heute, wo ich mit
meiner Hände Arbeit Geld verdiene,
bleiben zwar Freude und Stolz die
gleichen, aber meine Zeit ist auch ein
Faktor geworden.
Nochmals ich bin so beschämt über
Ihre Gabe! Sie wirtschaften ohne