Wien 3/6 22
Verehrter Herr Professor! Ich beginne einen neuen Brief,
obwohl ich über das Schicksal meiner beiden letzten noch
im Unklaren bin . Denken Sie: Kreiten ist gekommen
u. zwar Band I Biographie und Band II Balladen &
Erzählende Gedichte, den 3. versprochenen hat er nicht mehr.
Von den 113 Mark - mit Postspesen etc 116 - haben wir nun
ein Guthaben von 7 Mk 20. Wie wir zu dem gelangen
sollen, ist mir unklar. Eine Rücküberweisung
würde sie wohl ziemlich verschlingen. Umrechnung
in 4060 Kronen ist sehr billig, da die Mark jetzt viel höher
steht & das hiesige Sortiment 40 % aufschlägt. Ihrer Erlaubniß
sicher, sehe ich die Biographie ein wenig durch, bevor ich sie
im Laufe der nächsten Woche absende. - Mit diesem Brief gehen
vorletzte Zeitungsmarken ab 150 Kr und eine Zusammenstellung
der Preise für Feldpostmarken, nach denen Sie ja auch ein=
mal gefragt haben. Er - der Händler - garantiert für
Echtheit des Aufdrucks - ich verstehe natürlich gar nichts!
Wollen Sie noch Österreicher, Czechen etc. so sind solche noch
in meinem Besitz wie die öfters gesandten. Für Ru-
dolf habe ich noch von Ihrer letzten Sendung. Sein
momentanes Ideal ist die amerikanische Zeitungs-
marke von - 1865! "Es wächst der Mensch mit seinen
höheren Zwecken." Mit den beiden schönen Kastells &
mit den Costümen alter Krieger und flämischer Buben
habe ich Rudolf und Michel sehr beglückt. "Lettische
Republik" ist mir versprochen. "Zwischen Himmel & Erde"
ist bestellt. Schließlich erreichen wir doch Manches
und Klarheit über Alles, siehe optische Linsen!
Heute war ein Dr. Brandl, Gymnasialprofessor, bei mir,
der, mir unbekannt, im Auftrag, der mir auch unbekann-
ten, Gertrud Storm, mit der er in literar=geschäftlicher
Korrespondenz steht, in ihrem Auftrag fragen kam, ob ich
krank sei, ich hätte seit 2 Jahren ihren letzten Brief
nicht beantwortet! Ich hatte an G. St. ursprünglich
geschrieben, nach Lesung ihrer Stormbiographie.
Ich habe das nur 3 Mal im Leben getan: einmal
an Marie von Ebner-Eschenbach wegen ihres
Verehrter Herr Professor! Ich beginne einen neuen Brief,
obwohl ich über das Schicksal meiner beiden letzten noch
im Unklaren bin . Denken Sie: Kreiten ist gekommen
u. zwar Band I Biographie und Band II Balladen &
Erzählende Gedichte, den 3. versprochenen hat er nicht mehr.
Von den 113 Mark - mit Postspesen etc 116 - haben wir nun
ein Guthaben von 7 Mk 20. Wie wir zu dem gelangen
sollen, ist mir unklar. Eine Rücküberweisung
würde sie wohl ziemlich verschlingen. Umrechnung
in 4060 Kronen ist sehr billig, da die Mark jetzt viel höher
steht & das hiesige Sortiment 40 % aufschlägt. Ihrer Erlaubniß
sicher, sehe ich die Biographie ein wenig durch, bevor ich sie
im Laufe der nächsten Woche absende. - Mit diesem Brief gehen
vorletzte Zeitungsmarken ab 150 Kr und eine Zusammenstellung
der Preise für Feldpostmarken, nach denen Sie ja auch ein=
mal gefragt haben. Er - der Händler - garantiert für
Echtheit des Aufdrucks - ich verstehe natürlich gar nichts!
Wollen Sie noch Österreicher, Czechen etc. so sind solche noch
in meinem Besitz wie die öfters gesandten. Für Ru-
dolf habe ich noch von Ihrer letzten Sendung. Sein
momentanes Ideal ist die amerikanische Zeitungs-
marke von - 1865! "Es wächst der Mensch mit seinen
höheren Zwecken." Mit den beiden schönen Kastells &
mit den Costümen alter Krieger und flämischer Buben
habe ich Rudolf und Michel sehr beglückt. "Lettische
Republik" ist mir versprochen. "Zwischen Himmel & Erde"
ist bestellt. Schließlich erreichen wir doch Manches
und Klarheit über Alles, siehe optische Linsen!
Heute war ein Dr. Brandl, Gymnasialprofessor, bei mir,
der, mir unbekannt, im Auftrag, der mir auch unbekann-
ten, Gertrud Storm, mit der er in literar=geschäftlicher
Korrespondenz steht, in ihrem Auftrag fragen kam, ob ich
krank sei, ich hätte seit 2 Jahren ihren letzten Brief
nicht beantwortet! Ich hatte an G. St. ursprünglich
geschrieben, nach Lesung ihrer Stormbiographie.
Ich habe das nur 3 Mal im Leben getan: einmal
an Marie von Ebner-Eschenbach wegen ihres