ser hochbegabte Erzähler, der als reifer Mann zu schreiben begann,
eine der besten Stützen unserer Romandichtung zu werden ver-
sprach. Seine prächtigen "Plaudereien mit der Herzogin v.
Seeland" gehören noch heute (1908) zu den empfehlenswertesten
Lesebüchern aus dem Beginn der Neuzeit. Auch in "8 Novel-
len" & im Roman "Apotheker Heinrich" blieb Hs Kunst in auf-
steigender Linie. Bald darauf zwangen ihn wohl äußere
Verhältnisse mehr zu schreiben, als einem Erzähler, der Künst-
ler sein will, erlaubt ist, & er schrieb Mittelmäßiges & noch
Schlechteres. Jene 3 Bücher aber werden seinen Namen
nicht verhallen lassen. In der kurzen Erzählung gehört er
zu unseren Besten , & eine Auswahl würde ihm seinen
sicheren Platz anweisen." So Engel. Soll ich auch einmal
Franzos aus Engel abschreiben? - Pfingstmontag. Ich bin nicht sehr
wohl, möchte aber doch diesen Brief absenden, nachdem wirk-
lich heute früh der Ihre v. 2/6 mich erfreut hat. Dieser scheint mir
aber meinen Verdacht zu bestätigen, daß mein vorletzter,
der mit Heyse - Storm abgegangen ist, nicht anlangte. Er ent-
hielt die Abschrift des hier beil. aus Gablonz und die Mit-
teilung, daß ich meinen Neffen gefragt habe, ob auch
Czechien Unterschiede zwischen Österreich & Belgien mache.
Er erwiderte, daß sein Onkel - von der andern Seite -
nun eine eigene Abteilung für Export von Gablonzer
Glaswaaren habe und Ihnen sicher in jeder Weise entge-
genkommen würde, wenn Sie sich auf ihn, Dr. Hein=
rich Benedikt, Wien, berufen. Onkel: Firma Sieg-
mund Goldschmiedt, Reichenberg, Gablonzerstraße,
Czecho-Slowakei. - Überdies sagte ich, daß Heye = St. 3770
Kronen kostet. Dann, daß es wirklich nicht meine
Absicht ist, Sie meinen tiefen Kummer, der sich nicht
auf mich persönlich bezieht & über den ich nicht reden
kann, merken zu lassen. Ich habe aber die stete Erfahrung,
daß meine Feder sich weniger beherrschen kann, als
mein Wesen. Also verzeihen Sie mir! - Ich lege hier
ein Bild mit Julko v. Negrusz /"Nach dem höheren Gesetz"/
& ein Gymnasialbild bei! Beide erbitte ich zurück. - Ich
weiß nicht, lieber Herr Professor, wodurch ich all Ihre Güte ver-
dienen könnte - nun haben Sie gar übersetzt! - und denke
eben, Sie können nicht anders als opfervoll und hilfs-
bereit sein. Seien Sie tausendmal bedankt! Für Geliebt-
Rudolf auch vielen, vielen Dank! Ich werde suchen, mit
soviel Marken wie möglich zu frankieren . Schwamm-
berg war auch K. E. unverständlich. Unendlich wür-
de es mich freuen etwas von Ihrem Sohn zu lesen.
Viel Glück!
[Links:] Storm = Keller. Storm = Mörike. Storm "In die Heimat." Storm: An seine Braut.
Storm = An seine Frau. Storm: An seine Kinder. Alles Liebe Ihnen Beiden!
Ihre OF
eine der besten Stützen unserer Romandichtung zu werden ver-
sprach. Seine prächtigen "Plaudereien mit der Herzogin v.
Seeland" gehören noch heute (1908) zu den empfehlenswertesten
Lesebüchern aus dem Beginn der Neuzeit. Auch in "8 Novel-
len" & im Roman "Apotheker Heinrich" blieb Hs Kunst in auf-
steigender Linie. Bald darauf zwangen ihn wohl äußere
Verhältnisse mehr zu schreiben, als einem Erzähler, der Künst-
ler sein will, erlaubt ist, & er schrieb Mittelmäßiges & noch
Schlechteres. Jene 3 Bücher aber werden seinen Namen
nicht verhallen lassen. In der kurzen Erzählung gehört er
zu unseren Besten , & eine Auswahl würde ihm seinen
sicheren Platz anweisen." So Engel. Soll ich auch einmal
Franzos aus Engel abschreiben? - Pfingstmontag. Ich bin nicht sehr
wohl, möchte aber doch diesen Brief absenden, nachdem wirk-
lich heute früh der Ihre v. 2/6 mich erfreut hat. Dieser scheint mir
aber meinen Verdacht zu bestätigen, daß mein vorletzter,
der mit Heyse - Storm abgegangen ist, nicht anlangte. Er ent-
hielt die Abschrift des hier beil. aus Gablonz und die Mit-
teilung, daß ich meinen Neffen gefragt habe, ob auch
Czechien Unterschiede zwischen Österreich & Belgien mache.
Er erwiderte, daß sein Onkel - von der andern Seite -
nun eine eigene Abteilung für Export von Gablonzer
Glaswaaren habe und Ihnen sicher in jeder Weise entge-
genkommen würde, wenn Sie sich auf ihn, Dr. Hein=
rich Benedikt, Wien, berufen. Onkel: Firma Sieg-
mund Goldschmiedt, Reichenberg, Gablonzerstraße,
Czecho-Slowakei. - Überdies sagte ich, daß Heye = St. 3770
Kronen kostet. Dann, daß es wirklich nicht meine
Absicht ist, Sie meinen tiefen Kummer, der sich nicht
auf mich persönlich bezieht & über den ich nicht reden
kann, merken zu lassen. Ich habe aber die stete Erfahrung,
daß meine Feder sich weniger beherrschen kann, als
mein Wesen. Also verzeihen Sie mir! - Ich lege hier
ein Bild mit Julko v. Negrusz /"Nach dem höheren Gesetz"/
& ein Gymnasialbild bei! Beide erbitte ich zurück. - Ich
weiß nicht, lieber Herr Professor, wodurch ich all Ihre Güte ver-
dienen könnte - nun haben Sie gar übersetzt! - und denke
eben, Sie können nicht anders als opfervoll und hilfs-
bereit sein. Seien Sie tausendmal bedankt! Für Geliebt-
Rudolf auch vielen, vielen Dank! Ich werde suchen, mit
soviel Marken wie möglich zu frankieren . Schwamm-
berg war auch K. E. unverständlich. Unendlich wür-
de es mich freuen etwas von Ihrem Sohn zu lesen.
Viel Glück!
[Links:] Storm = Keller. Storm = Mörike. Storm "In die Heimat." Storm: An seine Braut.
Storm = An seine Frau. Storm: An seine Kinder. Alles Liebe Ihnen Beiden!
Ihre OF