Fraungruber, Hans: Brief an Max von Millenkovich-Morold. Wien, 8.1.1930
Verehrter Freund!
Seit dem lieben Besuch habe ich unablässig Deine Bände
gelesen und glaubte, Dich reden zu hören. Kein
Werk
hat mir noch Wagner als Menschen und Künstler so
nahe gebracht, es ist überaus flüssig geschrieben,
bringt eine Menge Ereignisse und Personen, trotzdem
sieht man von der ersten bis zu letzten Seite nur
den großen Meister, nichts lenkt ab, das ist ein
Kunst=
stück.
Ich glaube alle Tonschöpfungen Wagners, und manche
wiederholt, gehört zu haben, aber verstanden
habe ich blutwenig. Errötend sehe ich ein, dass ich
ziemlich unwürdig in den hl. Kreis gelangte.
Im W. Verein hörte ich noch Hugo Wolf spielen und