[handschriftlich:] L 23.XII.25
7.12.1925.
BERLIN W 50
KURFÜRSTENDAMM 242
Sehr geehrter Herr Deutsch,
Ich muss in einer halben Stunde verreisen, um Vorträge
zu halten, möchte aber den Tag nicht vorübergehen lassen, ohne
Ihnen zu sagen, wie willkommen mir das vor einer Stunde ange-
langte Geschenk Ihres "Intimen Schubert" ist, und wie sehr ich
mich auf seine Lektüre freue. Ich habe ihn zuoberst in meinen
Koffer gepackt und möchte Ihnen nur noch in grösster Eile, mit
einem Fusse auf dem Bahnsteig, dem andern bereits auf dem Tritt-
brett des Waggons stehend, herzlichsten Dank sagen. Das hier bei-
folgende kleine Heft bitte ich Sie freundlich aufzunehmen und
den Empfang nicht erst zu bestätigen.
Ich weiss nicht, ob Sie die sogenannte Vorzugs-Ausgabe
der Schönen Müllerin, die vor 2 Jahren mit einer längeren Vor-
rede und Anmerkungen bei Peters erschienen ist, besitzen. Wenn
nicht, so würde ich sie Ihnen mit Vergnügen schicken. Sie werden
finden, dass ich die Legende der Höldrich-Mühle mit keinem Worte
erwähnt habe. Offen gestanden halte ich jene Sage für so völlig
unbegründet, dass sie eine längere Widerlegung garnicht verdient ;
Sie selbst haben ihr, glaube ich, zuviel Ehre erwiesen, als Sie
ihr s.Z. eine ausführliche, wenn auch an sich sehr verdienstliche
Betrachtung widmeten.
Ich selbst hatte vor nicht langer Zeit einem ähnlichen

2
erst 22
XII. 4 einge[lg, tr]
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Vortrg
Brahms
Speidel