Friedell, Egon: Brief an Emil Geyer. Berlin, 13.9.1928
Egon Friedell
Berlin, NW
Hotel Bristol
Unter den Linden
Berlin, den 13. September 1928
Herrn
Direktor Dr. Emil Geyer
Wien
Theater in der Josefstadt
Lieber und verehrter Herr Dr. Geyer!
Herzlichen Dank für die schnelle Beantwortung
meines Briefes; ich bemühe mich, Ihrem guten Beispiel zu folgen
und antworte Ihnen, wie Sie sehen, postwendend, dass ich zu meinem
lebhaften Bedauern nicht in der Lage bin, an meinen in meinem
vorigen Brief gemachten Ausführungen irgend etwas zu ändern. Sie
dürfen mir glauben, dass es sich bei meiner Stellungnahme um
wichtigste, ausschlaggebende Dinge handelt, die in erster Linie für
meine literarische Produktion massgebend sind.
Ich bin in der Zwischenzeit übrigens auch schon Ver-
pflichtungen eingegangen, die es mir unmöglich machen, innerhalb
der für uns in Frage kommenden Zeit anders zu entscheiden, als ich
es getan habe. Ich habe mich für Anfang Oktober für einen Cyklus
von Vorträgen an der Lessing-Hochschule verpflichtet, vorher, nach-
her und zwischendurch soll und werde ich in einer beträchtlichen
Anzahl deutscher Städte Vorträge halten. Dies alles zusammengenom-
men nicht aus öder Reklamemacherei für mich, sondern weil ich es
mir selbst schuldig zu sein glaubte, den Anregungen meiner Freunde,
die für eine grössere Publizität meiner Person und meiner Schriften
[Stempel:] Buchhaltung