Friedell, Egon: Brief an Emil Geyer. Berlin, 13.9.1928
plaidieren, zu folgen. Wenn ich die hier angeführten Dinge als
für mich ausschlaggebend gekennzeichnet habe, so soll damit nicht
zum Ausdruck kommen, dass ich meine dem Josefstädter Theater gegen-
über übernommenen Verpflichtungen als gleichgültig oder nebensäch-
lich betrachte. Im Gegenteil, ich bin mir wohl bewusst, was ich
als Schauspieler dem Josefstädter Theater und seiner Leitung zu
danken habe, aber im Augenblick können die Aussichten, die das
Josefstädter Theater mir stellt, einen Vergleich mit den hier sich
bietenden Möglichkeiten in literis et theatralibus nicht aushalten.
Sie zählen, verehrter Herr Doktor, in Ihrem Brief eine Anzahl von
Möglichkeiten auf, ohne dass die Gewähr besteht, dass auch nur eine
von ihnen Wirklichkeit würde, es sei denn die in Aussicht genommene
Aufführung von "Artisten" Anfang oder Mitte November, für die ich
selbstverständlich zur Verfügung stehen würde, falls ich nicht für
Proben früher als am 25. Oktober eintreffen müsste, was auch nach
meiner Meinung vollkommen ausreichend wäre, weil mir drei Proben
mit dem Professor produktiver erscheinen, als 33 mit Herrn Dr. Hock.
Lieber, verehrter Herr Dr. Geyer, nicht wahr, wir
verstehen uns doch recht: ich bin entschlossen, die mir hier gebote-
nen Chancen wahrzunehmen und deswegen bitte ich Sie wiederholt,
lieber Herr Doktor, die Dinge so einzurichten, dass allen Beteilig-
ten sachliche und gefühlsmässige Schwierigkeiten erspart bleiben.
Ich vergass übrigens noch, was ich ja schon im
letzten Brief erwähnt habe, zu sagen, dass ich, falls es der Spielplan
des Josefstädter Theaters unbedingt erfordern sollte, im Laufe
des Monats September für einzelne Abende (rechtzeitige Verständi-
gung natürlich vorausgesetzt) zur Verfügung stehen würde. Mit
Rücksicht allerdings auf einen für Ende September vorgesehenen Vortrags-