Goering, Gerd Hans: Brief an Ernst Krenek. o.O., 13.6.1931
Lieber Freund!
Vor gerade zwei Monaten war ich schon im
Begriffe, Dir zu schreiben, das heisst, ich hatte angefangen,
aber dann kam irgend etwas dazwischen, und dann
wollte ich erst die Sache fertig machen, die ich Dir mit-
schicke „Dichterische Situation”. Ich bitte sie aber zurück,
weil es mein einziges Exemplar ist und sämtliche Kon-
zepte beträchtlich abweichen. Vorerst habe ich noch viel
an Bericht nach zu holen. Die Frkf. Ztg. hatte mir, wie Du
vielleicht erfahren hast, Tanzvergnügen zurückgeschickt,
mit der Aufforderung, zu kürzen und zu vereinfachen.
Ich konnte aber keinen befriedigenden Gesichtspunkt zur
Kürzung finden und habe deshalb in der vorgeschriebenen
Länge einen anderen Artikel geschrieben, „Aetherausch”, den
ich Dir auch beilege. Den hatte ich am 28.II. mit einem
Begleitbrief, in dem ich mit ein paar Worten motivierte, wa -
rum ich die Umarbeitung nicht vorgenommen hätte, abge-
schickt. Ich habe davon nichts mehr gehört, ich hatte es nicht
eingeschrieben geschickt, vielleicht ist es verloren gegangen.
Es ist insofern bedauerlich, als ich den genauen Wortlaut
nicht wieder herstellen kann. Das betrifft allerdings nur
die ersten Sätze. Es könnte auch sein, dass der Veröffentlichung
innere Hindernisse im Wege standen, dass die F.Z. eine solche
Stellungnahme zum Radio und Rundfunk nicht vertreten
kann. Noch dazu von einem ganz Unbekannten, was ihr
noch mehr alle Verantwortung dafür zuschiebt. Ich habe mich
wirklich ehrlich bemüht, das was ich zu sagen habe durch
die Presse zu sagen, und vorher „alles reiflich erwogen” wie ich es