Gregori, Ferdinand: Brief an Franz Karl Ginzkey. Dresden, 25.3.1916
Dresden-N.Gren.Regt.100
25.3.16
Lieber Herr Ginzkey,mich hat die Wiener The-
aterangelegenheit gewaltig durchgeschüttelt und
umso mehr,als der für mich so kränkende Ausgang
hätte vermieden werden können,wenn man dort,wo
ichleider nicht persönlich sein konnte,rechtzei-
tig den Rückzug angetreten hätte.Sie glauben gar
nicht,wie ich mich habe bitten lassen,der Bewer-
bung näher zu treten!Erst als man mir mit energi-
scher Deutlichkeit sagte,dass kein andrer als ich
in Frage käme,bin ich schwach geworden.Ja,schwach,
denn ich hatte mir nach den Mannheimer Jahren ge-
lobt,die Finger von so etwas zu lassen.Nun hat
mich die sittl.Gerechtigkeit bestraft.Das Aller-
schlimmste ist,dass ich nunmehr Berlin gegenüber
nicht mehr so zuversichtlich bin wie vorher.Viel-