Gräf, Hans Gerhard: Brief an Otto Weissel. Weimar, 8.12.1923
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von Herzen baldigste Besserung, und ein ganz ungetrübtes Weihnachts=
fest, sowie ein gesundes Neues Jahr.
In dem Wunsche, Ihnen nach meinen bescheidenen Kräften auch
irgend eine kleine Freude untern Weihnachtsbaum zu legen, habe
ich gedacht, vielleicht sind Ihnen die beiliegenden 3 Blätter
Autographe für Ihre Sammlung nicht unwillkommen:
Goethes "Urfreund" Knebel jedenfalls; aber auch Karl Augusts
Geliebte mag Ihnen recht sein, die famose Karoline v. Heygendorff,
die Goethe oft das Theaterregiment schwer machte, u schließlich
Ihr halber Landsmann Nepomuk Hummel, von dem Goethe
zu Eckermann sagte: er behandle seinen Flügel, wie Napoleon
die Welt.
Daß ich dem Grafen L. bereits gedankt, schrieb ich Ihnen
wohl schon. Es ist mit Briefen an solche Herren eine eigene
Sache, zumal in solchen Dank=Angelegenheiten. Hoffentlich
ist es mir gelungen, das Rechte zu treffen. Ich weiß es nicht,
vielleicht empfindet der Österreicher von polnischem Blut etwas
anders als der Deutsche. Ich möchte darüber beruhigt werden
u erlaube mir deshalb, Ihnen den Brief in Abschrift vorzulegen.
Sagen Sie, bitte, ganz offen, ob ich mich nicht vergriffen habe
im Ton. Diese Abschrift haben Sie die Gefälligkeit mir
zurückzugeben, ebenso die Abschrift des kleinen Gedichts,
das ich, vielleicht, irgendwo drucken lasse, falls es mir inzwischen
nicht zu sehr verfehlt vorkommt. Mit den herzlichsten
Wünschen u Grüßen von Haus zu Haus verbleibe ich Ihr ganz
ergebener H.G.