Haas, Rudolf: Brief an Alois Fellner. Villach, 9.11.1916
zaghaft weich, immer in der Furcht, an=
deren weh zu tun. Wir lassen uns lieber
von den anderen wehtun, ehe wir selbst
dreinschlagen. Ob das anders wird? Wer
weiß es? Bei den Kindern müßten wir
anfangen. Aber ob wir hart und rücksichts=
los genug sind, unsre Kinder hart zu schmieden?
Und ein ewiges Mißtrauen ist in den
Deutsch=Oesterreichern, Mißtrauen zur eigenen
Kraft und zu fremder Kraft – und damit
zusammenhängend, daraus geboren, die Sucht,
zu verkleinern und das leichte Bereitsein zum
Verzagen. Ob das anders wird? Ich hoffe es
so sehr! Immer, wo der Gedanke an mein Heimat=
land ist, ist Wehmut. Und das muß und muß