Hartlieb, Wladimir von: Brief an Marie Eugenie delle Grazie. Bad Ischl, 20.8.1924
werden ganz zu ermessen vermögen, um wie edle Kost-
barkeiten Sie den Schatz unseres höchsten Schrifttums be-
reichert habe. Darüber hinaus habe ich Ihnen aber, hoch-
verehrte Meisterin, noch innigsten Herzensdank zu sagen
für die liebevolle, förderungsbereite Teilnahme, die Sie
meinen dichterischen Arbeiten von ihren frühesten An-
fängen an in so überaus gütiger Weise zugewendet
haben. Diese Schuld kann ich nie abtragen, ich kann
mich immer wieder nur zu ihr bekennen. Lassen Sie mich
Ihnen nur sagen, daß der Wunsch, Ihrer Anerkennung
wahrhaft würdig zu sein, zu den mächtigsten Antrieben
meines ganzen Daseins gehört.
Unmöglich kann ich von diesen Empfindungen
Zeugnis ablegen, ohne des unvergeßlichen geistigen Füh-
rers zu gedenken, der meinen innersten Wünschen und
Neigungen Richtung und Ziel gewiesen hat. Ich verehre in
dem lange schon dahingegangenen Professor Laurenz
Müllner den größten geistigen Wohltäter meiner Jugend.
Auch von dieser Dankesschuld möchte ich heute der gro-
ßen Freundin des geliebten Lehrers und Meisters ein
reines, von Erinnerungen überwältigtes Wort sagen.
Ich küsse Ihnen, hochverehrte gnädige Frau, mit den
tiefsten Herzenswünschen für Ihr weiteres Leben und Schaffen
ehrfurchtsvoll die Hand als Ihr Ihnen ganz ergebener
W. Hartlieb