Haus, Anton von: Brief an Lucia von Fries-Skene. Pola, 12.11.1916 - 16.11.1916
sie als ihre Magd betrachten, wenn
du dich nicht früher zugrunde richtest.“
Sie aber sagte: „Lieber Magd, als so
gefürchtet zu werden, wie sie dich
fürchten, weil du nie ein Herz
für sie hast, so hart u. lieblos ge=
gen sie bist.“ Sie konnte mich nicht
verstehen, ich sie nicht. Nie hatte
ich die Söhne heftig angefahren,
von Schlagen gar nicht zu reden,
u. ich war ihres Vertrauens
u. ihrer Liebe ganz sicher. Aber
ich sprach immer objektiv von
ihnen u. zu ihnen, u. Objektivi=
tät war in den Augen der
Mutter schändliche Ungerechtig=
keit u. Lieblosigkeit.
14.XI. Zum Glück erlebten wir beide
mit unseren Profezeiungen
das denkbar jämmerlichste Fias=
ko. Noch vor 20 Jahren waren
beide Söhne ganz fertige, ernste
Charaktere, Spartaner, abgehär=
tete, gestählte, unermüdliche Hoch=
touristen u. Skifahrer, überaus
mäßig u. sparsam, Abstinenzler,
Nichtraucher, u. trotz des größten
Gegensatzes der Temperamen=
te aneinander hängend wie
Kastor u. Pollux, u. einander be=
wundernd. Otto gegen Mama
der aufopfernd liebevollste, kindlich