Hoffmann-Fallersleben, Hans Joachim: Brief an Hans von Schönthan. Charlottenburg, 20.9.1923
Charlottenburg. 20. September
1923.
Sehr geehrter Herr Doktor.
Bezugnehmend auf unsere von einigen Tagen stattgefundene Unter-
redung möchte ich mir erlauben, diese noch ein Mal schriftlich zu fixieren.
Es handelt sich um die Beschaffung der zum Betriebe einer Kupfer-
druckerei nötigen Materialien.
Diese Druckerei soll meiner Leitung unterstehen und zugleich in
ihrer Erweiterung eine graphische Werkstatt umfassen. Eingerichtet
wird sie von der Hochschule für bildende Künste in Berlin und soll sie
dazu dienen, den jungen, unbemittelten Studierenden die Möglichkeit
zu bieten, selbst zu drucken und sich von den exorbitant hohen Preisen
der heutigen Zeit unabhängig zu machen und selbst zu produzieren.
Die Nothilfe für deutsche Kunst und Wissenschaft, welcher s. Zt. bedeutende
Mittel von Privatleuten zur Verfügung gestellt wurden, sieht sich außer
stande, diesem Unternehmen mit dem nötigen Kapital zur Seite zu stehen
so daß die Hochschule sich in die Lage versetzt sieht, einen anderen Weg einzuschlagen.
Dieser besteht darin, die s.g. Firmen oder einzelnen Herren darum zu bitten,
der Notspende Material zur Verfügung zu stellen.
In dieser Richtung und aus diesem Gesichtspunkte heraus ist es bereits ge-
lungen, von der deutschen Harzgesellschaft Terpentin, von der deutschen
Papierindustrie Papier und von der Firma Mühsam Druckfarben zu
erhalten. Es fehlt uns noch Petroleum zum Reinigen der Platten, An-
reiben der Farben und zur Beleuchtung und dem Betriebe eines kleinen
Druckofens.