Hoffmann-Fallersleben, Hans Joachim: Brief an Hans von Schönthan. Charlottenburg, 20.9.1923
Die Hochschule stellt als Entgelt eine Mappe mit Radierungen namhafter
Künstler zur Verfügung; diese Mappe ist nicht im Handel zu haben und
ist nur für die Herren Spender bestimmt.
Es würde sich also darum handeln, der Hochschule entweder ein Quantum
im Ganzen oder eine monatliche Sicherung freundlichst zur Verfügung
zu stellen. Die Höhe dieses Quantums von etwa 15 ltr Leuchtpetroleum
und 5 litr. Waschpetroleum monatlichen Verbrauchs auf die Dauer eines Jahres.
Anschließend an diese - sozusagen offizielle - Bitte, möchte ich mir an Sie,
verehrter Herr Doktor - noch eine private erlauben. Wie Sie mir sagten,
ist der eine der Ihnen bekannten Herren Direktoren ein Sammler
und Kunstkenner. Würden Sie wohl die Freundlichkeit besitzen, bei ihm
anzufragen, ob er bereit wäre, einige meiner Arbeiten mit mir zu
tauschen. Es ist dies ein der heutigen Zeit gemäßer Weg, und ich bin
ihn schon öfters mit Erfolg gegangen. Das Tauschobjekt wäre auf der einen
Seite Petroleum, auf der anderen eine Mappe mit Illustrationen -
Radierungen - zu den Gedichten meines Großvaters, von mir selbst gedruckt
und handschriftlich signiert. Die Mappe erscheint als solche nicht im Handel,
sondern ist Privatdruck; das Buch - Gedichte H. v. F. illustriert von mir -
erscheint später im Verlage der wissenschaftlichen Verleger oder de Gruyter.
Es werden von mir nur sechs Exemplare dieser Mappe herausgegeben.
Die augenblickliche Notlage der deutschen Kunst möge mir zur Entschuldigung
dieser unter normalen Zuständen nicht wohl verständlichen Bitte dienen, wie
auch dazu, Sie selbst um diese Gefälligkeit zu bemühen.