Hofbauer, Louis: Brief an Hans Ankwicz-Kleehoven. Munderfing, 3.10.1925
artikel geraten. Mir sagt der Meine weniger zu. Bei Freunden drängt
sich das Zunächststehende auf, sieht die Figur nicht rund und
kommt nicht auf's Wesentliche. Es ist wohl nebensächlich, aber da
nun schon Erwähnung im Artikel getan wird, sei richtig gestellt dass
meine Mutter keine Wienerin, sondern einer Klosterneuburger
Hauerfamilie entstammt.
Wir werden eine Weihnachtsausstellung in „Schärding” haben und
schmiere ich fleißig leicht verkäufliche Blumenstilleben um dann
wieder einige Zeit Ruhe zu haben.
Über Weihnachten-Neujahr fahre ich zu meinen Eltern nach Bozen und
dann nach Ach vis à vis Burghausen zum Kollegen Ziegler
um radieren, etc. zu lernen. Der versteht nähmlich technisch
mehr als alle Radierer zusammen und ich muss mich endlich
auf dieses Gebiet werfen, denn ich sehe immer mehr ein dass
bei meiner lebhaften Phantasie und meinem schnellen Erfassen
nur der Stift das richtige Material ist. Stetts wird mir
sonst Unfertigkeit vorgeworfen werden wo es mir doch nur
auf's Wesentliche oder nur auf Bewegung ankommt. Doch darüber könnte
ich Bände schreiben. Auch meine 2. Seite, natürlich eben meine
Seite meide ich so besser - man würde vielleicht schreiben zur Geltung
bringen können - wie das wäre Prostitution - abtun, mir selbst
veröffentlichen können. u.s.w. Gibt's doch in der Bibel etwas wie
einen „brennenden Dornbusch” und „Heiligen die mit Engel
singen”.
Gibt es doch bei einem Tagebuchblatt Feistauers, abgedruckt glaube
ich im Februar dieses Jahres im Neuen Wiener Tagblatt, eine Stelle wo
er einen Artzt fragt ob er schon - bei seinem Lungenleiden - Blumen