Bartsch, Rudolf Hans: Brief an Wilhelm Kienzl. Sankt Peter, 23.3.1932
RUDOLF HANS BARTSCH
ST. PETER B. GRAZ, ROSENGASSE 21
ST. PETER, am 23. März 32.
Verehrter Meister !
Grade neulich wollte ich Ihnen aus eigenem Antriebe schreiben,wie sehr
wir wieder einmal von Ihrem „Kuhreigen” im Rdio ergriffen gewesen sind und im=
mer wieder müssen wir uns über den (man kann nicht anders sagen !) bösen Wil=
len wundern , mit dem die Deutschen Puccini (wie den einzigen Musiker unsrer
Zeit)nicht satt werden , Kienzl aber nicht wenig genug anhören wollen ! Wir haben so=
zusagen die Schönheiten abgezählt und gewogen : wahrlich , hier kann man nur
von „deutschem Dolus” sprechen ! Und wäre genau dieselbe Einstellung nicht auch
gegen mein Schaffen gerichtet , ich erklärte es laut als auffallend und würde öffentlich auf eine geheime
Campagne gegen alles östreichische in der deutschen Kunst schließen !
So muß ich schweigen und zufrieden sein,wenn uns nicht auch noch das