Kienzl, Hermann: Brief an Helene Kienzl. Wilmersdorf bei Berlin, 12.3.1917
und gar nicht in dem Bewußtsein,
daß er der geliebten Frau
solche Demütigung und eine
so verlogene Handlungsweise
aufbürdete.
Daß ich nun diesen Brief
schrieb, war mir ein Bedürfnis.
Ich hätte es unterdrückt
- niemand drängt sich gerne dazu,
eine heikle Verantwortung
sich selbst aufzuladen - , wenn
ich mir nicht gesagt hätte:
das ist vielleicht das einzige
Mittel, einen guten Willen
wirksam zu machen. Ich überlasse
es Dir, den Brief an G. wei=
terzugeben, wenn Du es
für nützlich hältst. Er wird
mir vielleicht grollen, aber
doch schwerlich an meiner brü=
derlichen Absicht irre werden.
Ich hätte vielleicht ihm direkt
schreiben sollen. Ich tat es nicht,