Kienzl, Hermann: Brief an Wilhelm Kienzl. Berlin, 26.5.1926
erträglichen Schmerzen, bei Tag und Nacht, nur gemil=
dert - auf Stunden - durch nervbetäubende
Gifte. Der Mißerfolg im Krankenhaus bestätigt,
was die Ärzte andeuteten: daß der Zustand
unheilbar ist. Körperlicher Altersverfall.
Ich machte dem Geheimrat Prof. Klemperer
(Kapazität ersten Ranges!) und dem
sehr um mich besorgten Oberarzt Dr. Kunkel
Mitteilung von dem, was Du mir über
Bittner schriebst. Sie sagten: eine Bestrah=
lung des „Lendenwirbels“ könne es
nicht gewesen sein, das sei eine laienhafte
Verwechslung, weil die Bestrahlung „dort
in der Nähe“ vorgenommen worden
sei, - nämlich an der Nebenniere. Diese
Anwendung sei ihnen natürlich bekannt,
denn in Berlin - und nicht in Wien -
sei sie zuerst vorgenommen worden. Aber
sklerotische Erkrankungen seien so mannig=
faltig, daß nicht für die eine angewendet
werden dürfe, was für die andere
passe und zudem die Nebennieren=
Bestrahlung eine nicht unbedenkliche, nur
in besonderen Fällen anwendbare Sache.