Kienzl, Wilhelm: Brief an Nina Kienzl. Linz, 7.1.1915
nicht einmal der Arzt. Am 29. traf
das Telegramm vom Tode der Lieblings-
schwester Papas Katharine Roncali ein)
(den wir ihm natürlich verschwiegen) u. ich
musste Knall u. Fall nach Wien zum Begräb-
nis unter einem Papa vorgeschützten Grunde ab-
reisen, während Lili noch bei Papa in Linz blieb.
Aber am 2. Jänner reiste auch sie nach Wien
ab. Am 31. Dez. starb Direktor Noë (Graz), am
2. Jänner Goldmark (Wien) u. am 3. Jänner Papa
Hokes beste Freundin Jetti Mittermüller in Nürnberg.
Lili erkrankte in Wien neuerdings an einer
Angina, mußte ins Bett u. bedurfte der größten Schonung.
Am 3. Jänner Nachts kam das Telegramm, dass Papa
um 4 Uhr Nmtgs „sanft entschlafen“ sei (er
drehte sich mit den Worten „Jetzt liege ich gut“
auf die Seite u. schlief ruhig ein - für
immer!). Ich wollte es Lili vor der
Nacht nicht mehr mitteilen; um so mehr
litt ich darunter. Am nächsten Morgen
mußte es geschehen, u. Du kannst Dir den-
ken, welchen Sturm das bei Lili hervorrief -
es war zum Steinerweichen; u. trotzdem
mußte ich, Lili, die durchaus mitwollte,
) bei der wir noch am 4. Dez. gespeist hatten.