Kienzl, Wilhelm: Brief an Helene Kienzl. Graz, 7.4.1917
seine Diabetes „steigt rapid”,
wie er mir selbst schreibt.
Aber, liebes Kind nimm mir's
nicht übel: was hast Du getan?!
Wie kannst Du Gütige, Edle, ohne
mich zu fragen, meine an Dich gerichte-
ten Briefe an Hermann senden??
Ich bin sprachlos über diese unbe-
greifliche Handlungsweise, die ich
von Dir nie erwartet hätte. Meine
Briefe sind an Dich u. nur an Dich
geschrieben. Ich kann gar nicht sagen,
wie mich das kränkt u. traurig macht,
wenn ich auch sicherlich die gütige
Absicht nicht verkenne u. Deinen
Seelenzustand begreife, in dem
Du es getan haben magst. Ich
beschwöre Dich: tu' so etwas nie
wieder! Du machst alles nur
schlechter, sicher nicht besser u.
errichtest eine böse Schranke zwischen
mir u. meinem Bruder. Denke nur: